JÄGER Busi­ness Blog

Auch C‑Teile aus Gum­mi oder Kunst­stoff

ver­die­nen Aufmerksamkeit

22.06.2022   | Tho­mas Wutke

WHITEPAPER

Gum­mi und Kunst­stoff in der moder­nen Landtechnik 

Erfah­ren Sie, wie die Land­tech­nik die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen meis­ten kann

Obwohl C‑Teile bis zu 80 Pro­zent eines Pro­dukts aus­ma­chen, füh­ren sie in der Kon­struk­ti­on ein Schat­ten­da­sein. Konstrukteur:innen len­ken ihre Auf­merk­sam­keit eher auf hoch­prei­si­ge A‑Teile. Mit C‑Teilen beschäf­tigt sich dage­gen oft nur der Ein­kauf. Die­ser Ansatz ist zwar nach­voll­zieh­bar. C‑Teile zu ver­nach­läs­si­gen kann aber lang­fris­tig zu Pro­ble­men füh­ren, gera­de im Gum­mi- und Kunststoffbereich. 

C‑Teile wer­den auf­grund ihres gerin­gen mone­tä­ren Werts vernachlässigt

C‑Teile gehö­ren in den meis­ten Unter­neh­men zu den Hygie­ne­fak­to­ren. Solan­ge sie ihre Funk­tio­nen erfül­len und kei­ne Pro­ble­me ver­ur­sa­chen, wird der Umgang mit ihnen auf die Beschaf­fung redu­ziert. Das Ziel von Opti­mie­rungs­maß­nah­men sind sie nur sel­ten. Statt­des­sen fin­den C‑Teile aus Gum­mi oder Kunst­stoff in der Kon­struk­ti­on häu­fig erst dann Beach­tung, wenn die Gerä­te­kon­struk­tio­nen abge­schlos­sen sind. In der Regel wäh­len Konstrukteur:innen ein­fach ein Stan­dard­teil, des­sen Pro­dukt­be­schrei­bung den Anfor­de­run­gen vor­der­grün­dig ent­spricht. Zusätz­li­che Maß­nah­men, zum Bei­spiel kom­ple­xe Ana­ly­sen oder Vali­die­run­gen, wie sie für A‑Teile Stan­dard sind, fin­den wenn über­haupt nur rudi­men­tär statt.

Der Grund dafür ist sim­pel: Im Ver­gleich zu A- und B‑Teilen hat die Opti­mie­rung von C‑Teilen ein gerin­ges Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis. C‑Teile sind bil­lig und tra­gen kaum zu den Kern­ei­gen­schaf­ten eines Pro­dukts bei. Sie zu opti­mie­ren, kos­tet Zeit, die sich aller­dings kaum im End­ergeb­nis wider­spie­gelt. Wel­che Vor­tei­le hät­te es für ein Unter­neh­men, den Start of Pro­duc­tion (SOP) für sol­che mar­gi­na­len Effek­te aufs Spiel zu setzen?

Definition 

C‑Teile sind Kom­po­nen­ten, die einen über­pro­por­tio­na­len Anteil am Gesamt­vo­lu­men eines Pro­dukts aus­ma­chen, sei­nen Wert aber nur mar­gi­nal beein­flus­sen. Nach Pare­to machen C‑Teile 80 Pro­zent der Men­ge aber nur 20 Pro­zent des Wer­tes aus. Bei­spie­le für C‑Teile sind Dich­tun­gen, O‑Ringe oder Abdeck­kap­pen aus Kunst­stoff.

Das Nischen­da­sein, das C‑Teile aus Gum­mi oder Kunst­stoff füh­ren, betrifft aber nicht nur die Kon­struk­ti­on. Auch im lau­fen­den Fer­ti­gungs­pro­zess genie­ßen sie nur eine gerin­ge Prio­ri­tät. Falls es nötig wird, einen C‑Artikel zu erset­zen (etwa wegen Lie­fer­schwie­rig­kei­ten des Anbie­ters), fin­det meist kei­ne erneu­te Taug­lich­keits­prü­fung des neu­en Teils statt. Die Ver­ant­wort­li­chen wäh­len ein­fach eine alter­na­ti­ve Kom­po­nen­te aus, die laut Her­stel­ler­an­ga­ben ver­gleich­ba­re Eigen­schaf­ten auf­weist. Dass ein neu­es Bau­teil schlimms­ten­falls nicht voll­stän­dig kom­pa­ti­bel zum Las­ten­heft ist, neh­men sie ange­sichts der dro­hen­den Ver­zö­ge­rung häu­fig in Kauf.

Zudem wer­den C‑Teile in der Indus­trie oft preis­ori­en­tiert aus­ge­wählt. Ange­sichts des gerin­gen Bei­trags zu den Kern­ei­gen­schaf­ten der fer­ti­gen Pro­duk­te wählt die Kon­struk­ti­on ger­ne güns­ti­ge Mate­ria­li­en, um die Gesamt­kos­ten zu redu­zie­ren. Stel­len­wei­se haben Unter­neh­men auch nicht das nöti­ge Know-how, um Gum­mi- oder Kunst­stoff-C-Tei­len die gebüh­ren­de Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Sie unter­schät­zen die Kom­ple­xi­tät, die hin­ter sol­chen Kom­po­nen­ten steht, und stel­len statt­des­sen die Kos­ten in den Mit­tel­punkt. Das Resul­tat ist, dass hoch­prei­si­ge A- und B‑Teile in der Pro­duk­ti­on durch Bil­lig­wa­re ergänzt wer­den, die ein Scha­dens­ri­si­ko für das Gesamt­sys­tem darstellt.

Dies ist kei­ne Kri­tik am Ein­kauf oder der Kon­struk­ti­on. Die Kolleg:innen han­deln ledig­lich gemäß den Vor­ga­ben und Anrei­zen, die sie erhal­ten. C‑Teile haben in typi­schen Pro­duk­ti­ons­un­ter­neh­men schlicht und ergrei­fend einen zu gerin­gen Stel­len­wert. Aller­dings kann dies dazu füh­ren, dass Pro­ble­me auf­tre­ten oder Poten­zia­le unge­nutzt bleiben.

Abdeck­kap­pen aus Kunst­stoff in ver­schie­de­nen Aus­füh­run­gen und O‑Ringe

Ein Aus­fall von C‑Teilen kann gra­vie­ren­de Schä­den verursachen

Finan­zi­ell gese­hen mögen C‑Teile kaum Rele­vanz haben. Trotz­dem sind sie ein essen­zi­el­ler Bestand­teil jeder Maschi­ne oder Anla­ge. Die Beschä­di­gung eines C‑Teils kann gra­vie­ren­de Fol­gen für das Gesamt­sys­tem haben, bis hin zu des­sen Ausfall.

Betrach­ten wir zum Bei­spiel eine För­der­pum­pe in einem che­mi­schen Indus­trie­be­trieb, ein Fall, der Jäger vor eini­gen Jah­ren beschäf­tig­te. Der Kun­de hat­te sich zur Abdich­tung der Pum­pe für eine Wel­len­dich­tung ent­schie­den – eine güns­ti­ge Opti­on, die jedoch unge­nü­gen­de che­mi­sche Bestän­dig­kei­ten aufwies.

Nach eini­ger Zeit wur­de die Dich­tung porös und che­mi­sche Lösun­gen tra­ten aus. Die Anla­ge muss­te vor­über­ge­hend still­ge­legt wer­den und der Aus­tausch der Pum­pe sowie das Wie­der­hoch­fah­ren zogen einen Pro­duk­ti­ons­aus­fall und hohe Kos­ten nach sich. Ein geeig­ne­ter Wel­len­dicht­ring wäre zwar teu­rer gewe­sen als die Bil­lig­va­ri­an­te, hät­te jedoch die Fol­ge­kos­ten eines Sys­tem­scha­dens vermieden.

Lei­der hat­ten die Ver­ant­wort­li­chen der Dich­tung, einem C‑Teil, nicht die nöti­ge Auf­merk­sam­keit geschenkt. Sie ent­schie­den sich für das güns­ti­ge­re Bau­teil und nah­men die kür­ze­re Lebens­dau­er der Kom­po­nen­te in Kauf.

Ein wei­te­res Bei­spiel: Dämp­fun­gen sind Gum­mi-Metall-Ele­men­te, deren Mate­ria­li­en durch einen che­mi­schen Haft­ver­mitt­ler ver­bun­den wer­den. Wenn der Haft­ver­mitt­ler falsch gewählt ist (etwa aus finan­zi­el­len Grün­den), kann die Dämp­fung nach rela­tiv kur­zer Zeit aus­fal­len, was die Maschi­ne schäd­li­chen Vibra­tio­nen aus­setzt. Die finan­zi­el­len Vor­tei­le wer­den somit durch eine gerin­ge­re Lebens­dau­er der Pro­duk­te negiert.

Poten­zi­al wird nicht ausgeschöpft

Im Umgang mit C‑Teilen legen die meis­ten Fer­ti­gungs­un­ter­neh­men ihren Fokus auf Beschaf­fungs­kos­ten und ‑pro­zes­se, nicht auf die Opti­mie­rung. Vie­le Pro­du­zen­ten ver­bau­en seri­en­mä­ßig C‑Teile, die seit Jah­ren nicht moder­ni­siert wurden.

Doch die Mate­ri­al­wis­sen­schaft ent­wi­ckelt sich stän­dig wei­ter. Es kom­men lau­fend neue Elas­to­me­re und Kunst­stof­fe auf den Markt, die leich­ter, wider­stands­fä­hi­ger, umwelt­freund­li­cher oder güns­ti­ger als vor­he­ri­ge Werk­stof­fe sind. Ein ver­al­te­tes C‑Teil zu erset­zen, kann sich posi­tiv auf die Cha­rak­te­ris­ti­ka der fer­ti­gen Pro­duk­te aus­wir­ken, was trotz des gerin­gen Mate­ri­al­werts die Kos­ten der Moder­ni­sie­rung aufwiegt.

In man­chen Fäl­len stellt sich her­aus, dass ein C‑Teil über­holt ist und nicht län­ger den Anfor­de­run­gen sei­nes Ein­satz­zwecks gerecht wird. Die­ses Pro­blem kann auf­tre­ten, wenn eine Maschi­ne oder Anla­ge wei­ter­ent­wi­ckelt wird, ohne die ver­bau­ten C‑Teile anzu­pas­sen. Die­se sind dann auf Rah­men­be­din­gun­gen aus­ge­legt, die nicht mehr dem aktu­el­len Stand entsprechen.

Die Fol­ge ist eine nega­ti­ve Beein­träch­ti­gung der Pro­duk­tei­gen­schaf­ten, zum Bei­spiel durch eine Dich­tung, die schnel­ler sprö­de wird, weil sie mit Medi­en in Berüh­rung kommt, für die sie nicht kon­stru­iert ist. Im schlimms­ten Fall besteht sogar ein höhe­res Aus­fall­ri­si­ko des Produkts.

Fazit

Die Ver­su­chung ist groß, im Gum­mi- und Kunst­stoff­be­reich bei den Kom­po­nen­ten zu spa­ren, die den gerings­ten Bei­trag zum mone­tä­ren Wert eines Pro­dukts leis­ten. C‑Teile zu ver­nach­läs­si­gen kann aber nega­ti­ve Fol­gen haben. So steigt nicht nur das Aus­fall­ri­si­ko des Gesamt­sys­tems durch eine gerin­ge­re Lebens­dau­er eini­ger Kom­po­nen­ten. Die Orga­ni­sa­ti­on lässt auch Opti­mie­rungs­po­ten­zia­le brach­lie­gen, die die Eigen­schaf­ten (und damit die Per­for­mance) des End­pro­dukts deut­lich ver­bes­sern könnten.

Unter­neh­men soll­ten daher nicht am fal­schen Ende spa­ren. Es lohnt sich, C‑Teile aus Gum­mi oder Kunst­stoff nicht nur auf ihren Beschaf­fungs­auf­wand zu redu­zie­ren, son­dern sie stär­ker in den Fokus der Kon­struk­ti­on zu rücken.

White­pa­per:
Gum­mi und Kunst­stoff in der moder­nen Landtechnik

Erfah­ren Sie, wie die Land­tech­nik die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen meis­ten kann

Standortleitung Frankfurt Thomas Wutke

Autor: Tho­mas Wutke

Tho­mas Wut­ke lei­tet seit 2020 den Jäger Stand­ort in Frank­furt am Main und war zuvor bereits für einen ande­ren Stand­ort ver­ant­wort­lich. Er ver­fügt über mehr als 35 Jah­re Erfah­rung im Ver­trieb (KAM/B2B) von Gum­mi und Kunst­stoff sowie im Pro­jekt­ma­nage­ment und der Anwendungsentwicklung.

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